Meinongs Untersuchungen über Phantasie, Phantasieerlebnisse und Vorstellungsproduktion sind ein wichtiger Bestandteil seiner Konzeption des Fiktiven. Nach Meinong verweist die Phantasie auf ihr Korrelat, das er in „Phantasie-Vorstellung und Phantasie“ (1889) mit den Phantasievorstellungen identifiziert. Solche Vorstellungen sind, da sie produziert werden, nicht einfach, sondern aus mehreren, miteinander in Beziehung gesetzten Elementen zusammengesetzt. Zur Erklärung, wie Phantasievorstellungen produziert werden, entwickelt Meinong die Theorie der Vorstellungsproduktion. Bei der Entwicklung dieser Theorie stellt der Essay „Über Gegenstände höherer Ordnung“ (1899) eine wichtige Etappe dar. Diese Lehre bedeutet einerseits eine Vertiefung der Relationstheorie und andrerseits bietet die Bearbeitung des Begriffs der Fundierung die Erklärung, wie sich Superiora auf Inferiora aufbauen. Das psychologische Gegenstück der Fundierung ist die Vorstellungsproduktion, insofern diese erklärt, wie die Vorstellung eines Gegenstandes höherer Ordnung aus Vorstellungen von Gegenständen niedrigerer Ordnung hervorgeht. Die weitere Entwicklung von Meinongs Denken in Über Annahmen (1902, 21910) führt zur Erweiterung des Tätigkeitsbereichs der Phantasie auf das ganze psychische Leben sowohl durch die Entdeckung einer Art psychischer Erlebnisse in den Annahmen, die im Bereich des Denkens eine ähnliche Rolle spielen wie die Phantasievorstellungen im Bereich des Vorstellens, als auch durch die Entdeckung von Phantasiekorrelaten für Gefühle und Begehrungen, so daß die Phantasie das Unterscheidungskriterium innerhalb der Erlebnisse wird. Eine reichhaltige Forschungsperspektive öffnet die Betrachtung der ernstartigen und schattenhaften Phantasieerlebnisse in Über emotionale Präsentation (1917).

Phantasie, Phantasieerlebnisse und Vorstellungsproduktion bei Meinong

RASPA, VENANZIO
2005

Abstract

Meinongs Untersuchungen über Phantasie, Phantasieerlebnisse und Vorstellungsproduktion sind ein wichtiger Bestandteil seiner Konzeption des Fiktiven. Nach Meinong verweist die Phantasie auf ihr Korrelat, das er in „Phantasie-Vorstellung und Phantasie“ (1889) mit den Phantasievorstellungen identifiziert. Solche Vorstellungen sind, da sie produziert werden, nicht einfach, sondern aus mehreren, miteinander in Beziehung gesetzten Elementen zusammengesetzt. Zur Erklärung, wie Phantasievorstellungen produziert werden, entwickelt Meinong die Theorie der Vorstellungsproduktion. Bei der Entwicklung dieser Theorie stellt der Essay „Über Gegenstände höherer Ordnung“ (1899) eine wichtige Etappe dar. Diese Lehre bedeutet einerseits eine Vertiefung der Relationstheorie und andrerseits bietet die Bearbeitung des Begriffs der Fundierung die Erklärung, wie sich Superiora auf Inferiora aufbauen. Das psychologische Gegenstück der Fundierung ist die Vorstellungsproduktion, insofern diese erklärt, wie die Vorstellung eines Gegenstandes höherer Ordnung aus Vorstellungen von Gegenständen niedrigerer Ordnung hervorgeht. Die weitere Entwicklung von Meinongs Denken in Über Annahmen (1902, 21910) führt zur Erweiterung des Tätigkeitsbereichs der Phantasie auf das ganze psychische Leben sowohl durch die Entdeckung einer Art psychischer Erlebnisse in den Annahmen, die im Bereich des Denkens eine ähnliche Rolle spielen wie die Phantasievorstellungen im Bereich des Vorstellens, als auch durch die Entdeckung von Phantasiekorrelaten für Gefühle und Begehrungen, so daß die Phantasie das Unterscheidungskriterium innerhalb der Erlebnisse wird. Eine reichhaltige Forschungsperspektive öffnet die Betrachtung der ernstartigen und schattenhaften Phantasieerlebnisse in Über emotionale Präsentation (1917).
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