Diese Arbeit versucht Meinongs Zeichentheorie auf die Analyse von literarischen Texten anzuwenden. Dazu werden besonders Worte und Sätze in Betracht gezogen, die nach Meinong, sofern sie in literarischen Texten vorkommen, Phantasieerlebnisse ausdrücken, die er in ernstartige und schattenhafte trennt. Die ernstartigen Phantasieerlebnisse lassen sich aus dem fiktionalen Kontext lösen, sind also auch in anderen Kontexten verständlich; die schattenhaften finden dagegen nur in ihrem Kontext eine Erklärung; d.h. auch, daß die ernstartigen Erlebnisse bestimmter sind als die schattenhaften. Die von diesen Erlebnissen bzw. Ausdrücken präsentierten Gegenstände sind die Bedeutungen der Zeichen. Die Bestimmtheit des Erlebnisses steht in Relation zur Vollständigkeit des Gegenstandes; folglich entspricht einem schattenhaften Erlebnis ein unvollständiger Gegenstand. Außer als unvollständige Gegenstände lassen sich die fiktionalen Gegenstände schließlich als nicht-existierende, von der menschlichen Phantasie produzierte Gegenstände höherer Ordnung definieren, die zusammen mit dem sprachlichen Ausdruck zur Welt gekommen und mit dem Kontext, oder den Kontexten, verbunden sind, in die die Phantasietätigkeit sie gestellt hat.
Zeichen, “schattenhafte” Ausdrücke und fiktionale Gegenstände. Meinongsche Überlegungen zu einer Semiotik des Fiktiven
RASPA, VENANZIO
2001
Abstract
Diese Arbeit versucht Meinongs Zeichentheorie auf die Analyse von literarischen Texten anzuwenden. Dazu werden besonders Worte und Sätze in Betracht gezogen, die nach Meinong, sofern sie in literarischen Texten vorkommen, Phantasieerlebnisse ausdrücken, die er in ernstartige und schattenhafte trennt. Die ernstartigen Phantasieerlebnisse lassen sich aus dem fiktionalen Kontext lösen, sind also auch in anderen Kontexten verständlich; die schattenhaften finden dagegen nur in ihrem Kontext eine Erklärung; d.h. auch, daß die ernstartigen Erlebnisse bestimmter sind als die schattenhaften. Die von diesen Erlebnissen bzw. Ausdrücken präsentierten Gegenstände sind die Bedeutungen der Zeichen. Die Bestimmtheit des Erlebnisses steht in Relation zur Vollständigkeit des Gegenstandes; folglich entspricht einem schattenhaften Erlebnis ein unvollständiger Gegenstand. Außer als unvollständige Gegenstände lassen sich die fiktionalen Gegenstände schließlich als nicht-existierende, von der menschlichen Phantasie produzierte Gegenstände höherer Ordnung definieren, die zusammen mit dem sprachlichen Ausdruck zur Welt gekommen und mit dem Kontext, oder den Kontexten, verbunden sind, in die die Phantasietätigkeit sie gestellt hat.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.